Unsere Grüne Frauentags-Veranstaltung „Fast Fashion und die Folgen – Frauen weltweit aktiv“ lockte am Frauentags-Sonntag rund vierzig Interessierte in die Aula der Rheinstettener Schwarzwaldschule – zu einer Zeit, zu der auch die Stadt Rheinstetten noch keine Veranstaltungen absagte.
Zum Auftakt war Zeit für Kleidertauschbörse, Kennenlernen untereinander bei Kaffee, Sekt und Kuchen und Einblick in die langjährige engagierte Arbeit der Forchheimer Sträfferfrauen. Danach begann unser Frauentagsstreifzug zum Weg von Kleidung von Produktion über die Meere bis zu uns.
„Die Arbeitsbedingungen von Frauen in der Bekleidungsindustrie sind gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern oft menschenunwürdig. Moderne Formen der Sklaverei, Gewalt und Ausbeutung sind an der Tagesordnung. Mit Aktionen wie meinem Vortrag anlässlich des Frauentages möchte ich darauf aufmerksam machen und somit Veränderungen im Denken und Handeln der Konsument*innen bewirken.“ fasste Femnet-Referentin Claudia Lehel-Slepica zusammen. „Einen Beitrag zur regionalen nachhaltigen Herstellung von kleinen Nähserien leistet unser Leuchtturm-Projekt des Freundeskreis Asyl in der Karlsruher Südstadt: einer eigenen, professionell ausgestatteten Nähwerkstatt, die ich selbst seit vielen Jahren leite. Hier arbeiten Frauen der Region Karlsruhe mit und ohne Migrationshintergrund zusammen und kommen sich dabei näher.“ schloss Claudia Lehel-Slepica und lud zum Vorbeischauen ein.
Nach dem Beitrag von Claudia Lehel-Slepica vom Freundeskreis Asyl Karlsruhe über die Produktionsbedingungen unserer Kleidung entführte die in Rheinstetten aufgewachsene Umweltaktivistin Jana Leberl die Anwesenden auf ein feministisches Segelboot.
Sie war eine der 300 Wissenschaftlerinnen unterschiedlicher Länder, die innerhalb von 2 Jahren in 30 Etappen Daten sammeln mit dem Ziel, gemeinsam an Lösungen gegen die Plastikverschmutzung der Weltmeere zu arbeiten. Denn jährlich landen mehr als 8 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer. Ein Großteil dieser Masse besteht aus Wegwerf-Artikeln wie Wasserflaschen oder Feuerzeuge. Im Meer werden sie durch UV-Strahlung und Wasser in kleine Teile gebrochen, gelangen als Mikroplastik in die Nahrungskette, werden an einen Strand gespült oder sinken auf den Meeresboden, wo sie nicht verrotten sondern für unbestimmte Zeit verbleiben.
Schrift: Unzählige auf einer einsamen Insel gestrandete Bade-Cloggs
Die Industrie macht derzeit keine Bemühungen, die Plastikproduktion zu reduzieren. Im Gegenteil. In den nächsten Jahren soll sie um 40 % steigen. Recycling ist keine ausreichende Lösung, denn lediglich ein Bruchteil der auf dem Markt verfügbaren Plastikartikel können recycelt werden und schon bei der heutigen Masse werden in Deutschland nur 30%, weltweit nur 14% überhaupt recycelt. Der Rest landet zum allergrößten Teil in der Umwelt. Dies hat nicht nur Folgen für die Tiere. Auch der Mensch ist Teil des Ökosystems und von Umweltverschmutzungen wie dieser direkt betroffen. Bereits heute können Plastikbestandteile im menschlichen Stuhl und Blut nachgewiesen werden. Was dies für gesundheitliche Konsequenzen hat ist derzeit Gegenstand wissenschaftlicher Arbeiten. „Ich möchte Plastik nicht verteufeln. Gerade in Zeiten einer Pandemie ist es ein Material, das Leben rettet. Wir müssen jedoch umdenken, wo und wie wir es sinnvoll nutzen. Wenn wir bewusst entscheiden was wir kaufen, muss sich die Industrie unserem Verhalten anpassen.“ schloss die Ärztin Jana Leberl ihren die Anwesenden fesselnden Beitrag und sagte auf Anfrage zu, ihre Erkenntnisse auch gerne interessierten Schulklassen vorzustellen.
Was können wir tun, um ressourcen- und umweltschonender zu leben?
Motiviert durch das Gehörte wurden zahlreiche Vorschläge zur Wiederverwertung nicht mehr getragener Kleidung gesammelt. Einen Sonderapplaus spendeten die Anwesenden dem seit Jahrzehnten nachhaltigen Wirken der Sträfferfrauen, das Brigitte Weidemann und weitere Aktive vorstellten.
Alte Mäntel werden zu Hausschuhen recycelt. Die Verkaufserlöse kommen sozialen Projekten vor Ort zugute. Geeignete Mäntel können im Josefsheim abgegeben werden (kein Fleece). Aber auch Flohmärkte, soziale Second Hand Kaufläden wie Kashka und Oxfam und viele weitere gute Ideen wurden vorgestellt. Unsere Kleidertauschbörse hat Spaß gemacht und wir werden dem von vielen Anwesenden geäußerten Wiederholungswunsch nach Möglichkeit nachkommen. „Das Thema Faire Kleidercontainer wird die Grüne Gemeinderatsfraktion demnächst aufgreifen“, ließ Moderatorin und Fraktionsvorsitzende Babette Schulz abschließend einfließen. „Denn viele kommerzielle Kleidersammlungen tragen dazu bei, Textilproduktion und -märkte in Baumwoll-Anbauländern durch Preisdumping die wirtschaftliche Grundlage zu entziehen“.
„Wir werden noch eine ganze Weile von dieser Veranstaltung zehren… und uns angesichts aktueller Corona-Zeiten auf die Suche nach neuen Formen der Kommunikation machen.“ so das 5-köpfige Grüne Frauen-Orga-Team.
Herzlichen Dank auch an unsere wunderbaren Referentinnen und alle unsere Gäste!
Passen Sie gut auf sich und andere auf
– und bleiben Sie gesund!
Ihre und Eure Rheinstettener Grünen