Durch den Abend führte als Moderator Prof. Randolph Liem. Er war im Fachbereich Architektur der Hochschule Karlsruhe tätig, und setzt auch als Freiberufler eigene Projekte um. Besonderen Wert legt er bei seiner Arbeit auf flächenschonendes Bauen und kreative Lösungen im Umgang mit Bestandsgebäuden.
Barbara Saebel, die Landtagsabgeordnete des Wahlkreises Ettlingen, führte mit einem Grußwort in das Thema ein. Durch ihre Arbeit im Ausschuss für Landesentwicklung und Wohnen ist sie mit dem Thema regelmäßig befasst. Sie wies darauf hin, wie viel Energie gespart werden kann, wenn die „Graue Energie“, die in Gebäuden gespeichert ist, weitergenutzt wird. „Da 40 % der CO2-Emissionen hierzulande im Baubereich entstehen, sollten wir so nicht weiterbauen“, so Saebel.
Noch sieht sie viele Hürden bürokratischer Natur für den Umbau von Bestandsgebäuden. „Hier wollen wir die Landesbauordnung ändern, sodass es keine Wettbewerbsverzerrung zugunsten dem Neubau mehr gibt“, kündigt sie an. Auch durch Förderprogramme wie „Jung kauft Alt“ soll das Sanieren und Adaptieren von bestehenden Gebäuden attraktiver gemacht werden.
Maximilian Vohl (MA Arch) stellte als erster sein Projekt „Neue Neue Heimat“ vor, das im Rahmen seiner Masterarbeit entstand. Er hatte ein Gebäudeensemble in Malsch mit Mehrfamilienhäusern aus den 50er Jahren überplant, und durch Aufstockung und Ergänzung viele neue Wohnungen geschaffen. Eine Reihe von Garagen wurde durch eine Grünanlage mit Bach ersetzt und schuf so ein attraktives Wohnumfeld. Die Stellplätze brachte er in einem neuen Gebäudeteil mit Doppelparkern unter. So konnte das Gelände weitgehend autofrei gehalten werden. Reizvoll sind auch die Gemeinschaftsräume, die an den attraktivsten Stellen der Anlage eingeplant wurden und allen Bewohner:innen zur Verfügung stehen.
Alisa Machauer (MA Arch) zeigte mit ihrem Projekt „Unsere neue Mitte“, wie das Zentrum von ihrem Heimatort Wiesenthal neu gestaltet und neu belebt werden kann. Leerstehende Geschäfte und viel Durchgangsverkehr sorgen aktuell dafür, dass die Ortsmitte als Wohngebiet unattraktiv ist und wenig Aufenthaltsqualität für Besucher:innen hat. Machauers Plan sieht nun vor, dass die zentrale Straßenkreuzung zu einem „Shared Space“ wird, also von allen Verkehrsteilnehmer:innen gleichberechtigt genutzt werden soll. Neue Grün- und Wasserflächen in diesem Gelände sorgen für Abkühlung und Beschattung im Sommer. Die umliegenden Gebäude werden mit Ladenzeilen und Laubengängen ausgestattet, und mit Wohnungen nach einem modularen Konzept umgebaut.
Tanja Naujoks (MA Arch) stellte sich die gerechtere Aufteilung von Wohnraum als Aufgabe, der aktuell in ländlich geprägten Ortschaften oft sehr ungleich verteilt ist. Für ältere Menschen ist ein Haus oft zu groß und macht zu viel Arbeit. Gleichzeitig suchen junge Familien eine geräumige Wohnung. Ein Umzug kommt für die älteren Menschen aber oft nicht in Frage, da es an geeigneten Alternativen fehlt.
Hier bietet der Projektentwurf Abhilfe und schafft hochwertigen Wohnraum für ältere Menschen. Hierfür wurde eine Siedlung aus ehemaligen Agrarhöfen in Bad Rotenfels zu einer Einheit zusammengefasst, in der es bedarfsgerechte private und gemeinschaftlich genutzte Bereiche gibt. Bestehende bauliche Treffpunkte, wie zum Beispiel das Dorfhaus, werden beibehalten und sorgen für ein Heimatgefühl.
Prof. Randolph Liem erläuterte an mehreren Umbauprojekten innerhalb von Häusern, wie man mit kleineren, aber raffinierten Eingriffen deutlich mehr Raum und Flexibilität erreichen kann. So ließ sich beispielsweise über eine Treppe, die gleichzeitig ein Schubladenschrank ist, eine Luke zum Dachgeschoß platzsparend erreichen und machte so den Dachausbau möglich. Bei einem anderen Projekt wurde ein zusätzliches Bad einfach in ein Treppenhaus integriert, weil dort am meisten Platz ungenutzt zur Verfügung stand. Mit guten Ideen lässt sich viel erreichen!
In der Fragerunde im Anschluss gab es vor allem Fragen zur praktischen Umsetzung der genannten Projekte. Bis auf die von Prof. Liem vorgestellten Vorhaben ist jeweils eine übergeordnete Planung von Seiten der Kommune oder eines anderen Vorhabenträgers die Voraussetzung. Hier ist vielerorts noch ein Umdenken nötig. Beispiele an anderen Orten zeigen jedoch, wie erfolgreich solche Projekte verlaufen können.
Für Interessierte bietet Prof. Liem bis auf weiteres die kostenlose Beratung WOHNRAUM! an, um erste Ideen zu entwickeln und einen Fahrplan für weitere Schritte zu entwerfen. Bei Interesse einfach bei der untenstehenden Mailadresse melden.
Kontakt: ak-bauen-wohnen-flaeche@gruene-ettlingen.de